Nach obiger Beschreibung aus dem Buch von A. Pichler - Bergbau in Ostkärnten war mir klar, dass ich diesen ehemaligen Bergbau einmal besuchen möchte. Anhand der Ortsangaben aus dem Buch und der Bergfex Wanderkarte war auch bald der gesuchte Forstweg lokalisiert und einem Besuch stand nichts mehr im Weg. Dafür ließ ich vorläufig sogar die bekannte Fundstelle Grabanz/Mallestiger Mittagskogel links liegen, da die Fundchancen dort sowieso eher dürftig sein sollen und man sicher ein paar Meter graben müsste, um einigermaßen sammelwürdiges Material zu finden.
Bei H. Wiessner (1951) im Werk "Geschichte des Kärntner Bergbaues. II. Teil. Geschichte des Kärntner Bundmetallbergbaues mit besonderer Berücksichtigung des Blei- und Zinkbergbaues. - Arch. Vaterländ. Gesch. Topogr., 36./37" kann man nachlesen:
"Im Priewald schürfte noch 1790 das Bistum Gurk auf dieses Metall.
1557 erhielt Melchior Fary einen alten verlegenen Bau im Moistergrund schattseits, genannt "beim Kupferbau", wieder ein Beweis, daß hier der Bergbau alten Datums war. An weiteren Gewerken seien erwähnt: Georg Weixler, Paul Schwegel, Primus Moister, Ruprecht Wäschl, Pfleger von Grades, und wieder der vorerwähnte Staudach. 1789 schürfte ein gewisser de la Martina im Krähwald und am Christofberg. unweit Brückl nach Kupfer. Erwähnt sei auch noch der alte Kupferhammer in Glanegg, der einst im Besitze der Grafen Stampfer war und später an den Herrn von Milesi überging.
Kupfererzvorkommen befanden sich aber auch in Mittelkärnten südlich der Drau am Fuße des Mittagskogels. Canaval26) berichtet vom sagenhaften Vorkommen von 30 Knappenhäusern in Techanting bei Finkenstein und 14 in Mallestig. Bei Worountz befindet sich ebenfalls ein altes Gewerkenhaus, "zum Stöckl" genannt. Auch das Bild der hl. Barbara in Latschach, das die Heilige mit Schlägel und Eisen in der Hand darstellt, bezeugt alten Bergbau. 27) Dobel weist auf Inventare der Fugger aus 1546 hin, denen zufolge zwölf Stollen in der Fuggerau bestanden. Canaval meint wohl zutreffend, daß diese Stollen am Nordhang des Mittagskogels lagen, Gruben in der Umgebung von Finkenstein, "besonders bei Arza, wo uns im 18. Jahrhundert Josef Mosei aus Klagenfurt und nach seinem Ableben Frau Maria Josefa Moser als Gewerkin genannt werden. Nachfolger war dort im 19. Jahrhundert der Finkensteiner Kupferbergbau des S. Th. Komposch. Auch Huebmershofen baute dort 1734 auf Kupfer.28)
Nach Canaval erforderte das widersinnige Einfallen der Lagerstätten gegenüber dem Gebirgsgehänge lange Stollen und verursachte große Kosten. So hatte Moser über 1000fl verbaut. Die Verhüttung stellte sich kostspielig, weil zur Verhüttung der Fahlerze (Kupferglanz) der Zuschlag von Pyrit erforderlich war, der hier nicht vorkommt und weither angeliefert werden mußte. Verbrochene Einbaue sind noch heute bei Liva unter dem kleinen Mittagskogel sowie unter dem großen Mittagskogel zu bemerken: In der Gemeinde Mallestig wurde 1844 in einer Waldparzelle ein Stollen angeschlagen, der derzeit verbrochen ist. Der Ort führt noch heute die Bezeichnung "Bleierca". Weiters befinden sich bei dem Gehöft Samonig sieben Einbaue, darunter zwei Zubaue.
Ansonsten sind mir weitere Berichte über die Bergbaue aus dem Altfinkenstein/Obergreuth Gebiet noch nicht bekannt, würde mich über Zuschriften freuen, wenn wer näheres weiß.
Die landschaftlich ansprechende Tour von Altfinkenstein aus ist recht einfach über einen Teil des Alpe-Adria-Trails Richtung Jepzasattel / Annahütte zu bewerkstelligen. Dort angekommen, verlief die weitere Prospektierung leider nicht zufriedenstellend, da im angegebenen Bereich, einem ziemlich steilen verwachsenen Wald, von mir keine Stolleneinbruchspinge, Halde oder etwaige Erze aufgefunden wurden. Im Interaktiven RohstoffInformationsSystem IRIS wird der Standort ein paar Meter weiter westlich angegeben, aber auch dort (an einer Stelle, die ein verbrochener Stollen sein könnte), konnten beim Aufschlagen einiger Stücke keine Spur von Kupererzen bzw. Sekundärmineralien entdeckt werden.
Wieder zuhause ergab es sich zufällig, dass mein lieber Sammelkollege Bruno vor kurzem eine alte Kärnter Sammlung erworben hat, aus der er kistenweise recht günstiges Rohmaterial abgab. Darunter "legendäre" Fundstellen wie Räderzeche, Unterbuchacher Alm, Wimitz und Bischofeck aber auch von Liva war etwas dabei. Wir wurden uns sehr schnell einig und ich erhielt einige sehr schwere Postpakete.
Nachdem ich die Aufarbeitung von Waitschacher Schlackenmineralien abgeschlossen hatte, nahm ich mir die augenscheinlich unscheinbaren Gesteinsbrocken der Liva einmal näher unter die Lupe. Es waren auch kleine Zetteln mit dem Fundatum Anfang November 2004 beigelegt, also vor fast 20 Jahren. Bis auf einige ganz seltene grüne oder blaue Anflüge war von außen nichts zu sehen. Beim Zerteilen einiger Stücke kamen aber schon die ersten Azurite und Malachite zum Vorschein und nach der Ansicht unter dem Mikroskop muss ich dem Alfred Pichler beipflichten: Es sind wahrhaftig besonders schöne Azuritkristalle, wie man auch auf den Bildern erkennen kann. Und ich habe schon bei der groben Durchsicht Clarait und Theisit, weitere Kupfer-Sekundärmineralien, entdecken können. So hat die Geschichte um diesen vergessenen Bergbau doch noch ein glückliches Ende gefunden.
https://www.mineralienatlas.de/?l=35949
Altfinkenstein-Obergreuth mining district, Mallestiger Mittagskogel, Finkenstein am Faaker See, Villach-Land District, Carinthia, Austria (mindat.org)