Sondern vor allem wegen dem kürzlich im Steirischen Mineralog erschienenen Artikel "Sammeln im Kaswassergraben - nicht nur der Magnesite wegen!" mit einem neu entdeckten Vorkommen von interessanten Zink-Kupfer-Arsen Mineralien.
Im Juni 25 hatte ich nun die große Ehre, mit einem befreundeten Sammler, der das Gebiet wie seine Westentasche kennt, eine Exkursion dorthin zu machen. Er wollte mir eine von ihm entdeckte Azurit Fundstelle mit einem unbekannten grünen Mineral zeigen.
Gleich beim Parkplatz hat man einen Einblick zum "wildromantischen" Tamischbach. Die Blöcke im Bachbett werde ich mir beim nächsten Mal zu Gemüte führen. Hier bestehen durchwegs Fundchancen für die auch von dort stammenden Halit-Hohlformen und Fluorit, falls der "richtige" Block von den oftmals dort vorkommenden Unwettern heruntergekommen ist.
Bei den ganzen dort vorkommenden Mineralien stellt sich der Kaswassergraben scheinbar als ein Eldorado für Mineraliensammler dar. Man sollte aber bedenken, dass das Gelände dort ziemlich anspruchsvoll und recht steil ist. Zudem besteht hohe Steinschlaggefahr, weil etwaige Sammler die oben bei der Magnesithalde arbeiten nicht sehen, ob von unten wer rauf kommt.
Zur Fundstellensituation beim Kaswassergraben steht auf mineralienatlas.de folgendes:
"Trotzdem ist die Fundstelle für Ortsfremde schwierig zu finden. Der normale Zugang über das Bachbett ist verklaust, es liegen Unmengen von kleinen Bäumen rum. Der obere Teil des Baches ist auch bei trockenem Wetter extrem matschig. Das Fundgebiet liegt an einem steilen Hang und ist so verwachsen, dass man die Fundstelle trotz ihres Umfanges erst direkt vor Ort sieht.
Wenn man Magnesit suchen will, sollte man versuchen einen ortkundigen Führer zu finden. Bei trockener Witterung kann die Fundstelle nämlich über Umwege trotz allem relativ leicht erreicht werden."
Genau diesen "Umweg" wusste mein ortskundiger Führer, den ich ja gottseidank dabei hatte ;-)
Dieser führt durch einen Wald (in dem man schon die eine oder andere heruntergerollte Magnesitstufe aufsammeln kann) bis man die eigentliche Fundstelle erreicht. Wir gingen aber noch ein Stück weiter zu dem von meinem Kollegen neu entdeckten Kupferaufschluß. Nach getaner Stemmarbeit samt einer verdienten Jause ging es mit vollen Rucksäcken wieder hinunter.
Auffällig ist bei näherer Betrachtung unter dem Mikroskop, das Vorherrschen von tiefblauem und in schönen xx vorkommenden Azurit mit untergeordnet einem unbestimmten hellgrünen Mineral mit tw. rundlichen bis ausgefransten hellgrünen xx bzw. oftmals auch nur Belägen, auch winzigste Büschel kommen vor.
Malachit ist es keiner, ich dachte an das bereits von dort nachgewiesene Cupro-Adamin. Duftit wäre auch spannend gewesen, aber das würde Blei voraussetzen und das gibt es dort nicht.
Darum war ich (zum ersten Mal) fest entschlossen, dass ich dieses Mineral bei Joy Desor-mineralanalytik.de analysieren lasse. Die energiedispersive Röntgenanalyse (EDX), welche mir für eine sichere Phasenbestimmung ausreichend schien, liefert Aufschluss über die chemische Zusammensetzung der Probe und ist bei Herrn Desor um 30,- Euro erhältlich. Natürlich kommt noch die Fotodokumentation und die ganzen Portogebühren hinzu. Aber das bewegt sich im eher kleineren Bereich und die Investition hat sich in meinem Fall eher ausgezahlt.
Als dann nach recht kurzer Zeit das Analyseergebnis vorlag, kam ich aus dem Staunen nicht raus. Es handelt sich zweifelsohne um ZINKOLIVENIT, einem KupferZink-Arsenat mit der chem. Formel CuZn(AsO4)(OH).
Dieses Mineral ist von dort noch nicht dokumentiert und was besonders sensationell ist - es ist der Erstnachweis von Zinkolivenit für die Steiermark !
Zinkolivenit - erst seit 2006 von der IMA als eigenes Mineral zugelassen!
Ich möchte in diesem zweiten Teil auf das Mineral, welches nach dem orthorhombischen System kristallisiert, näher eingehen. Die Definition von Zinkolivenit, einer neuen Art in der Adamit-Olivenit-Mischkristallreihe (Chukanov et al. 2007), und die Diskreditierung des Namens „Cuproadamit“ (Burke 2006) hatte weitreichende Auswirkungen in der Mineralbestimmung. Vor der Zulassung von Zinkolivenit wurden die Bezeichnungen „Zinkolivenit“ oder „Zn-Olivenit“ auch für zinkhaltige Olivenite mit nicht näher spezifiziertem Zn:Cu-Verhältnis verwendet. Auch viele Proben von „Cuproadamit“, „Kupferadamit“ oder „Cu-Adamit“ erwiesen sich als Zinkolivenit, siehe: https://www.mindat.org/mesg-492496.html.
Nach dem modernen Verständnis der Kristallchemie ist Zinkolivenit ein neu definierter Teil einer Mischkristallreihe zwischen zwei sehr bekannten Endgliedern (Adamin und Olivenit); es handelt sich nicht um ein „neues Mineral“ im üblichen Sinne der Artenentdeckung. Olivin ist ein reines Kupferarsenat mit der Formel Cu₂AsO₄(OH). Sind die Kupfer-Ionen durch Zink-Ionen vollständig ersetzt, handelt es sich um Adamin Zn2(AsO4)(OH). Die endgültige Identifizierung von Adamin, Zinkolivenit und Olivenit erfordert daher eine quantitative chemische Analyse, und relativ wenige Sammler haben die Neigung (oder das Budget), Elektronen-Mikrosonden-Analysen in Auftrag zu geben.
In Österreich wurde Zinkolivenit nur an den üblichen großen polymetallischen Lagerstätten wie Schwaz / Brixlegg und Leogang nachgewiesen. Außerdem in Kärnten bei der Unterbuchacher und Feistritzer Alm und dem Rijavitzagraben.
Da mich ein befreundeter Geologe sehr motiviert hat, dass ich damit an die geowissenschaftliche Öffentlichkeit gehe, werde ich für den Neufund trotzdem einen abgeänderten Artikel für die nächste Ausgabe von der Carinthia II des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten einreichen. Mal sehen ob sie ihn publizieren.
Ansonsten habe ich im umfangreichen Probenmaterial noch weitere unbekannte Mineralien entdecken können, z. b. ein Laumontit-ähnliches und ein blaugrünes blättrig kristallisierendes opakes Mineral. Aber darüber werde ich das nächste Mal sprechen wenn ich es analysiert habe ;-)
Glück Auf ⚒
euer Peter
Weiterführende Links und Dokumente:
Zinkolivenit bei mindat.org
A MASS DISCREDITATION OF GQN MINERALS (Burke 2006) - PDF
Tsumeb: Zincolivenite and the Adamite-Olivenite Series (Malcolm J. Southwood University of Wollongong, malcolms@uow.edu.au Martin Stevko Paul F. Carr University of Wollongong, pcarr@uow.edu.au) - 2020 - PDF
Sonstige Quellenangaben:
Auer, C. (2024): Sammeln im Kaswassergraben - Nicht nur der Magnesite wegen!. Der Steirische Mineralog: 39: 25-30