Exkursion ins Kleine Fleisstal bei Heiligenblut

Als ein Paradies für Bergkristallsammler stellt sich das kleine Fleisstal bei Heiligenblut dar. Mit einigem Glück können dort aber auch Blei bzw. Kupfer-Erze gesammelt werden.

Der wunderschöne Zirmsee im obersten Teil des kleinen Fleisstals. Heutzutage wird er als KELAG Sammelspeicher benutzt, um das Jahr 1876 verkehrten hier noch Erzkähne, sogenannte "Plätten".

Die Goldzeche beim Zirmsee. Die Tauerngoldgänge sind an der braunen Farbe erkennbar. Am meisten fasziniert mich, dass über der Steilstufe im oberen Bildbereich unter den Schneefeldern Pferdehufeisen und Spuren von weiteren Tragtieren sowie Gebäudereste gefunden wurden, welche auf eine rege Bergbautätigkeit in den vergangenen Jahrhunderten hinweisen.

Unser Fleisstal-Konvoi von weiter oben gesehen.

Das Goldgräberdorf. Mehr Infos unter http://www.goldgraeberdorf-heiligenblut.at/

Der Kleinfleisskees Gletscher mit dem Zittelhaus und dem Sonnblickgipfel im Anstieg vom Parkplatz unterm Hörndl.

Stufe mit Periklin und Rutil vom Kälbergrat.

Allabendliche Fundbesprechungen gehören dazu.

Bergkristallkluft beim Ombrometer am Pfad zum Zittelhaus.

Hier ca. in der Bildmitte befindet sich die Erzader mit Galenit, Cerussit etc. an der Westflanke des Roten Mann.

Ein Teil meiner Ausbeute.

einer der besten Eigenfunde von der Kleinen Fleisstal Exkursion: limonitisierter Erzbrocken ca. 8 x 4 cm komplett mit Bleiglanz gefüllt, dazu Malachit, Cerussit und Chalkopyrit - Roter Mann NO Flanke

Voriges Jahr hatte ich das große Glück, dass überraschend ein Platz für die vom NWV für Kärnten veranstaltete Exkursion ins kleine Fleisstal frei wurde und ich darüber vom Exkursionsleiter, Dr. Franz Walter persönlich informiert wurde.
Natürlich habe ich sofort zugesagt, da ich mir eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte.

Die Anreise erfolgte problemlos mit der Sparschiene der ÖBB nach Heiligenblut in Kärnten und unser "Hauptquartier" beim Alpengasthof Alter Pocher konnte ich von dort bequem über den Alpe-Adria-Trail zu Fuß erreichen (ca. 2-3 Stunden Gehzeit). Gottseidank hat das Wetter Anfang August perfekt gehalten, d. h. wir hatten von Donnerstag bis Sonntag durchgehend sonniges Wetter, und das ist im Hochgebirge ein äußerst wichtiger Faktor.

Nach einer herzlichen Begrüßung der ca. 20 Exkursionsteilnehmer (von denen ich schon einige von vorherigen Exkursionen kannte) und einem Abendessen wurden die Zimmer für die nächsten 4 Nächte bezogen.

Am ersten Tag ging es nach einem frühen Frühstück um 6 Uhr mit einem Autokonvoi 6 km hoch hinauf fast bis zum Zirmsee. Dadurch konnten wir uns ca. 2-3 Stunden Gehzeit ersparen. Vielen Dank an die KELAG für die Genehmigung für die Strassenbenutzung. Oben teilten wir uns in Kleingruppen auf, die verschiedene Ziele erkundeten. Ich entschied mich für den ersten Tag für den Bereich Goldzeche/Zirmsee, da ich diesen montanhistorisch interessanten Bereich unbedingt erkunden wollte.

Bei der Goldzeche handelt es sich um alte Gold-Abbaue, welche viele Jahrhunderte in Betrieb waren (siehe Literaturtipps weiter unten). Primär wollte ich aber eine alte Beryll-Fundstelle am Zirmseekar aufsuchen, über die der Mineraloge Christof Exner 1946 schrieb:
Exner 1946: Im Zirmseekar, bei P. 2570 m, befindet sich ein bisher wohl noch nicht bekannter Beryll -Fundort. Den Beryll fand Herr Dr. Plöchinger auf gemeinsam mit mir unternommener Exkursion. Das Zirmseekar entwässert ins Kleine Fleisstal, beherbergte auf seiner Karschwelle einst das schöne, heute lawinenzerstörte Seebichlhaus und ist jedem, der den An- oder Abstieg von Heiligenblut auf den Hohen Sonnblick machte, wohlbekannt. Bei P.2570 m. (österr. Karte 1:25.000 oder Sonnblickkarte des Alpenvereines 1:25.000, Ausgabe 1941) findet sich das von Herrn Prof.Dr.A. Kieslinger gefundene und beschriebene gangartige Vorkommen von Floitit Fundstelle A in der Beschreibung A. Kieslinger's) in makroskopisch regellos körnigen Gneisgranit. Dieser Floititzug quert bei P.2570 m den Bach und keilt einige Meter weiter nordwestlich im Gneisgranit aus. Etwa 10 m von der Auskeilstelle des Floitits nach WNW vorschreitend, findet man auf den vom Eise glattgeschliffenen Granitgneisplatten mehrere bläulich-hellgrüne Säulchen von Beryll. Einige werden bis 5 cm lang. Der Beryll sitzt hier unmittelbar auf Gneisgranit, ohne dass von einer Gangart etwas zu sehen wäre. Weder Quarzschwielen, noch pegmatoide Linsen sind zu erkennen. Allerdings ist der Aufschluss bloss zweidimensional (harte glatte Karplatten) und es könnte ja sein, dass die betreffende Gangart bereits der Erosion zum Opfer fiel und nur die Unterseite des hypothetischen Ganges heute noch sichtbar ist. An Ort und Stelle gewannen B. Plöchinger und ich aber eher den Eindruck, dass hier Beryll unmittelbar dem Gneisgranit gewachsen ist. Bis 5 cm lange Säulchen wurden beobachtet und Bruchstücke davon gesammelt.

Leider waren nach so langer Zeit keinerlei Anzeichen mehr von dieser ehemaligen Aquamarin-Fundstelle zu entdecken, aber damit hatte ich natürlich gerechnet. Am Rückweg wurde dafür eingehend der Westabhang des Hörndls unter die Lupe genommen. Dort lassen sich noch schöne Bergkristalle finden.

Der zweite Tag startete wie der erste. Nach dem Frühstück ging es wieder hinauf Richtung Zirmsee. Diesmal waren aber die apernden Gletscherränder vom Kleinfleisskees an der Reihe. Ein neu entdeckter Erzgang rund 500 m westlich der Goldbergspitze direkt am Gletscherrand des Kleinen Fleißkeeses in 2920 m Seehöhe mit silberhältigem Galenit, Cerussit, Malachit und Bournonit wurde von einigen Kollegen aufgesucht, ein Sammlerkollege brachte mir ein schönes Belegstück mit (siehe letztes Bild).
Ich war mit einer Gruppe in Richtung Goldzechkopf auf der Suche nach Klüften unterwegs. Am Rückweg beim Ombrometer am Steig zum Zittelhaus wurden wir auch mit schönen Bergkristallen entschädigt.

Den dritten Tag verbrachte ich im Großen Fleisstal daneben, es war eine wunderschöne Wanderung mit Blick auf den Hocharn von der anderen Seite.

Als Fazit kann man sagen, dass man in diesem Bereich der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern viele bereits ausgeräumte Bergkristall-Klüfte vorfindet, die besten Fundchancen hat man noch eher im weglosen Hochgebirgsbereich vom Hocharn und dem Kälbergrat. Dies ist aber eher geübten Bergsteigern vorbehalten. So konnten dort von einem jungen bergerfahrenen Kollegen schöne Perkline mit Rutilkristallen gesammelt werden (siehe Bild).

Abgerundet wurde dieser Aufenthalt mit mehr oder weniger erfolgreichen Goldwaschversuchen (beim Alten Pocher befindet sich auch das sog. Goldgräberdorf mit Goldwaschgelegenheit). Auch befindet sich neben dem Gasthof eine kleine frei zugängliche Mineraliensammlung mit zusammengetragenen Altfunden der Fleisstalregion u. a. vom Sammler G. Kandutsch. 
Dort können dann die wirklich großen und schönen Bergkristallfunde in Museumsqualität von anno dazumal zumindest besichtigt werden.

Literaturtipp:

Streifzug durch die Edelmetallbergbaue Kärntens
Autor: Alfred Pichler
Erscheinungsjahr: 2020
Preis: EUR 20,-
Bezug im Eigenverlag: bergbau.pichler@aon.at