"Herkimer Diamanten" aus den Karawanken?

Normalerweise bin ich ja nicht so der Quarzsammler. Trotzdem hat mich der Bericht vom Fundstellenführer Kärnten von G. Niedermayer über die schönen und klaren "Herkimer Diamanten" in Paragenese mit Dolomitkristallen in schwarzer Bitumenmatrix am Dovška Baba / kleiner Frauenkogel / Mlincasattel bei Rosenbach in seinen Bann gezogen. Ich musste einmal dort hin! An einem Sonntag Ende Juni 2023 war es soweit.

Turmartige Felsformationen unten beim Rosenbach im Bereich Graschenitzengraben bei der "Baustelle".

Blick von der Fundstelle auf das weit unten liegende Rosenbach b. Villach, ca. in der Bildmitte sieht man den Turm vom Pyramidenkoge

die Situation bei der Fundstelle, schon recht nah bei der slowenischen Grenze. Überall können die hornsteinführenden Plattenkalke aufgeschlagen werden. Ist Bitumen drinnen, sollte man sie sich näher ansehen.

Meine Funde von dort. Man sieht bestens die schwarzen bituminösen Lösungshohlräume im Hornsteinkalk.

die gelbe Wand, welche man beim Aufstieg passiert.

nach der Tagestour zum einzigen verbliebenen Gasthof in Rosenbach, dem Matschnig. Sehr zu empfehlen.

Tourdaten von alpenvereinaktiv. 18,4 km, 7:55 h, 760 hm

Natürlich handelt es sich hierbei nicht um echte Diamanten. Als "Herkimer Diamanten" werden glasklare, manchmal milchige, meist doppelendige Quarzkristalle bezeichnet, welche oftmals Einschlüsse von Wasser, Bitumen oder auch organischem Material aufweisen. Der Name Herkimer stammt entweder von General Herkimer, der während des amerikanischen Bürgerkriegs glaubte, dass es sich hierbei um echte Diamanten handelt und er damit den Krieg finanzieren könnte oder von der Typlokalität im Bundesstaat New York, der sogenannten Herkimer Diamond Mine, wo man massig Herkimerquarze finden kann. Die allermeisten im Handel befindlichen Exemplare kommen von dort. In Österreich ist mir ein Vorkommen in Verbindung mit Bitumen außer vom Mlincasattel nur vom Lurnkofel im Lesachtal bekannt.

Die Anreise von Villach gestaltet sich sehr einfach. Die S-Bahn fährt bis zum Ausgangspunkt Rosenbach bei Villach. Von dort geht/fährt man noch ca. 2 1/2 km bis zum Kraftwerk Bärental noch vor der Karawankenautobahn (Weg Richtung Bertahütte am Fuße des Mittagskogels). Der Wettergott hatte an diesem Tag auch ein Einsehen mit mir, es war meist bewölkt und niederschlagsfrei. Das ist bei solchen Touren immer eine wichtige Grundbedingung.

Ich entschied mich für den Aufstieg vom Bärengraben - Richtung Rosenbachsattel aus. Nach einigen Bachüberquerungen (Schuhe ausziehen oder Goretex - ich entschied mich ob meiner alten Wanderschuhe für ersteres) erreichte ich den Ardeschitzengraben. Dann hat man die Hälfte schon mal geschafft, siehe auch die Tourbeschreibung bei Waymarked Trails - Wanderwege. Vier Stunden Aufstieg sollte man auf jeden Fall einplanen, dafür wird man mit einem einmaligen Naturerlebnis belohnt. Wenn man die Tour vom Bärengraben aus angeht, überschreitet man am Weg in den Ardeschitzengraben den darunterliegenden Karawankentunnel. Habe während der ganztägigen Tour nur zwei Menschen getroffen, beides Kollegen vom Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten ;-)

Ist man an den nordwestlichen Hängen des kl. Frauenkogels, schon recht nah an der slowenischen Grenze, angekommen, treten hornsteinführende, hell- bis dunkelgraue, z. T. bituminöse und mehr oder weniger dolomitische, gebankte bis massige Plattenkalke der Obertrias auf (Hornsteinkalk, SEELMAIER 1940).
In diesen Kalken sind Lösungshohlräume weit verbreitet, wobei die Hohlräume in der Regel von dichten Rasen bis zu 1 cm großer Dolomitrhomboeder ausgekleidet sind. Nur in jenen Gesteinspartien, in welchen Hornsteinlagen auftreten und das Gestein gleichzeitig auch einen gewissen Bitumengehalt aufweist, finden sich in den Lösungshohlräumen neben Dolomit (und fallweise auch Calcit) klare, durchsichtige Quarzkristalle, größtenteils doppelendig ausgebildet, Palygorskit, Kaolinit und reichlich organische Substanz. Gute Bilder von diesen genannten Quarzen finden sich hier im Mineralienatlas.

Durch den zweiten Kollegen, den ich viel weiter unten beim Rückweg in Höhe Jagdhütte getroffen habe erfuhr ich, dass das fündige hornsteinführe Material ziemlich weit unten auch schon vorhanden sind. So sind auch schon im Bereich des oberen Ardeschitzengrabens beim Bach gute Funde beim Aufschlagen möglich. Man sollte halt immer darauf achten, ob Bitumen enthalten ist - man hat in früheren Zeiten auch schon zentimergroße Herkimerquarze darin gefunden, wie mir der Kollege verraten hat. Meine Ausbeute war dann eher bescheidener, es waren ein bis zwei eher milchige Quarze mit undeutlichem Kristallwachstum dabei, aber dafür sehr schöne Dolomitkristalle. Der besagte Kollege fand einen schönen Quarz (Größe 2-3 mm), der durch Bitumeneinschlüsse sogar einem Rauchquarz glich.

Der Rückweg war dann geradewegs den Hauptweg hinunter zum Südalpenweg 03, der im Gratschenitzengraben beim Rosenbach, den man wieder durchwaten musste, eher einer Baustelle glich. Interessant waren hier turmartige Felsformationen, welche im Bilderstreifen ersichtlich sind. Vielleicht weiß wer was darüber.

Nachdem ich die Karawankenautobahn dann auch "unterwandert" habe, war es nicht mehr weit bis Rosenbach, wo ich dann natürlich gleich beim einzigen dort noch existierenden Gasthof "Matschnig" eingekehrt bin und mich ausgiebig gestärkt habe, bevor ich mit der S-Bahn wieder den Heimweg antrat.

Mein Fazit: Eine herrliche lange Tour, welche ich höchstwahrscheinlich heuer noch mit meinen neuen Wanderschuhen Renegade GTX von Lowa wiederholen werde. Ich möchte unbedingt schönere und größere "Herkimer Diamanten" finden!

ein herzliches Glück Auf ⚒
Euer Peter

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