Leogang in Salzburg Teil 1

Das alte Bergbaudorf Leogang im Salzburger Pinzgau hat mich schon immer wegen seiner seltenen Mineralien interessiert - im Sommer 2011 konnte ich es endlich erstmalig besuchen. Im Laufe von einigen weiteren Aufenthalten konnte ich mir einen ersten aber auch sehr umfangreichen Überblick über die gesamte Lagerstätte und die geologischen Bedingungen machen.

Die berühmte Kluft mit den Aragoniten von mir fotografiert im Leoganger Bergbaumuseum. Die spitzsäuligen bis schwertförmigen Kristallgruppen ("Schwertaragonit") sind ein kleiner Teil jenes Fundes, der zu Sylvester 1964 von den beiden Mineraliensammlern Johann Niederseer aus Maishofen und Franz Schmidt aus Bruck im Maria- Heimsuchungstollen des Revieres Schwarzleo gemacht wurde. Die Aragonite wurden aus einem Hohlraum geborgen, der ca. 1m hoch, 2m breit und 2,5m tief war. Die Bergung der sehr empfindlichen Kristallgruppen war ein schwieriges Unterfangen, da die Arbeit in dieser Kaverne teils nur liegend verrichtet werden konnte. Der größte Einzelkristall dieses Fundes hatte eine Länge von 25cm.

Blick vom Asitz auf Leogang

Die prähistorische Halde

im Inneren des Barbarastollens

Azurit von der Prähistorischen Halde

ein größerer grün gefärbter Knochenteil von Schwein oder Rind aus der mittleren Bronzezeit.

Mit einem befreundeten Paar hatten wir eine schöne Ferienwohnung gleich im Ortsteil Hütten gemietet. Von dort ist es nicht weit zum "mineralogischen Zentrum" in Schwarzleo, dem Unterbergerhaus mit dem angeschlossenen Schaubergwerk Leogang - den altgedienten Sammlern auch als Heidialm bekannt.

Von dort aus kann man bestens zu Fuß die Fundorte im Schwarzleotal erreichen, welche in 4 Bergbau-Reviere eingeteilt werden.

Das größte und wichtigste Revier waren die Lagerstätten im Schwarzleotal. Die wichtigsten Stollen waren hier der Barbarastollen, welcher als Besucherbergwerk adaptiert wurde, der Christophstollen (nach Vermurung des Stolleneingangs wurde von Sammlern 10m höher der Neuschurfstollen geöffnet), der Danielstollen, der für viele Raritäten bekannte Erasmusstollen nahe dem Unterbergerhaus - heute leider verbrochen, am östlichen Rand des Erzkendlgrabens direkt neben der prähistorischen Halde befindet sich eine Hangausbuchtung, die als Mundlochpinge des verbrochenen Herrenstollens gedeutet wird, der auch dort befindliche Johannesstollen und der Maria- bzw. Maria Heimsuchungstollen.
Meine erste besuchte Fundstelle dort war aber die prähistorische Halde, welche gerade im mittleren Bereich duch intensive Sammlertätigkeit wunderbare Azurit- und Malachitfunde lieferte. Aber auch seltenere Minerale wie Strashimirit, Hörnesit und Parnauit und sogar Euchroit können hier gefunden werden.
Dazu eine Geschichte von einer unserer Erstbegehungen. Eine Freundin hat dort einen grünen Splitter entdeckt, den sie anfangs für Plastik hielt und die Halde geringschätzend als "Baustelle" bezeichnete. Als ich mir den Splitter genauer anschaute stellte sich heraus, dass sie einen Knochensplitter einer alten Bergmannsmahlzeit gefunden hatte. In der Halde liegen lose vertreut Knochen von Schwein und Rind als Speisereste der Bergleute. Das Kupfer aus dem Fahlerz bewirkt die Grünfärbung und verhindert ihren Zerfall. An der Universität Groningen in Holland wurde einst eine 14-C Datierung gemacht um das Alter der Knochensplitter zu bestimmen. Es wurde ein Alter von 1510-1480 v. Chr., also mittlere Bronzezeit bestimmt. Dadurch war ein schon länger vermuteter prähistorischer Bergbau im Schwarzleotal nachgewiesen.

Das 2. Revier ist die Vogelhalte, welches zwischen dem Schwarzleotal und der Inschlagalm liegt. Die besondere Mineralisation führte zum Bergbau auf Silber und Quecksilber. Die polymetallische Mineralisation von Cu-Ni-Co-Hg-Ag brachte schöne Mineralien. Die erste Holotyp-Stufe des neu entdeckten Leogangit stammt von hier.
Leider verlief meine erste Suche nach diesem Bergbau erfolglos. Erst bei einem späteren Besuch hat mich ein Kollege hingeführt. Mehr dazu im zweiten Teil dieses Beitrags.

Das 3. Revier ist der Nöckelberg. Seine Lage ist am SO-Hang des Sonnenkogels und hat eine Erstreckung von ca. 800 m. Die Mineralisation ist eine etwas andere. Sie besteht aus variablen Co-, Ni- und teilweise Cu-Vererzungen.
Diese Fundstelle habe ich leider noch nicht aufgesucht, sie steht aber bei meinem nächsten Leogang Aufenthalt ganz oben auf meiner Liste.

Das 4. Revier war der letzte Bergbau im Bezirk Leogang und zwar auf Magnesit der Inschlagalm. Diese liegt auf 1400 m Höhe oberhalb des Bergbaus am Nöckelberg auf der SO-Seite des Sonnenkogels. In Sammlerkreisen wurde dieser Abbau durch spektakuläre Funde von Coelestin und Strontianit bekannt. Die Lagerstätte wurde erst durch Kartierungsarbeiten von 1919 bis 23 bekannt. Der Magnesit wurde ab 1936 gefördert und in Deutschland zu feuerfesten Steinen gebrannt. Der Abbau sieht äußerlich wie ein Tagebau aus, hat aber unter Tage den größten Teil des geförderten Magnesits geliefert.
Mittlerweile sind die Stollen länst verschlossen, ich konnte aber auf den ausgedehnten Halden noch gute Belegstücke von Dolomit, Strontianit und Markasit etc. finden.
Aber auch zu dieser Exkursion werde ich im zweiten Teil mehr schreiben.

Ebenfalls im zweiten Teil wird auf die Aragonit-Fundstellen und weitere herrliche Fundpunkte im Raum Saalfelden/Leogang eingegangen und auch meine weiteren sehr lohnenden und abenteuerlichen Besuche in Leogang werden erzählt.

Literaturtipp:

Der Bergbau zu Leogang mit seiner Geschichte und seinen Mineralien
Autor: Rolf Poeverlein
St. Peter, A-5020 Salzburg, 2015
ISBN: 9783900173775
351 Seiten
Preis: EUR 39,90,-
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