Das alte Bergbaurevier Strabeleben auf der Wurten ⛰️

Mit gemischten Gefühlen blicke ich auf die heurige Saison zurück. Doch gab es auch heuer ein absolutes Highlight mit einer Fundstelle ganz nach meinem Geschmack - die Strabeleben Baue bei der Duisburger Hütte.

Strabeleben Baue östlich der Duisburger Hütte auf 2640-2700 m SH

Eine Auswahl der Funde von der Strabeleben. In erster Linie Siderit mit Nadelquarz in einer ungewöhnlichen Paragenese. Aber auch sehr viele Mineralien in mikroskopischer Größe sind dabei.

die von meinem Kollegen gefundenen Amethystspitzerl (ca. 1 cm Größe) von der ehemaligen Fundstelle in der hinteren Wurten

Während wir auf der Strabeleben waren, haben die anderen Teilnehmer Bergkristalle bis 10 cm Größe gefunden.

ein Teil von den Teilnehmern der Wurten Exkursion vom September 22

Malachit und Chalkopyrit BB 1 cm / Strabeleben

Fuchsit auf Marmor vom unteren Wurtengletscherrand - in situ

Der Talschluss vom Weißenbachtal in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern. Sammeln mit Werkzeug nur mit spezieller Genehmigung erlaubt.

im Anlauftal nach der Mure, hier waren nur komplett abgerollte Stücke zu finden.

die Wehrkirche zu St. Michael bei Spitz a. d. Donau. Dahinter ist der Michaelerberg zu sehen mit der Grossularfundstelle.

der verträumte Mosinghof im oberen Mosinggraben.

Falls ihr meinen letzten Beitrag über die Tourenplanung 2022 gelesen habt, konnte vielleicht der Eindruck entstehen, dass ich eigentlich ziemlich viel für eine recht kurze Saison vorhabe. Gleich vorweg. Es ist sich alles ausgegangen, nur die alten Arsen- und Goldbergbaue beim Straßeck samt Besuch der Fundstelle beim Schweinskogel musste ich auf 2023 verschieben.

Man muss sich als Sammler auch damit abfinden, dass es Touren gibt bei denen man gar nichts findet. Und zwar überhaupt nichts. Das heißt aber niemals, dass diese Touren umsonst sind. Man hat halt nur nichts gefunden.
Der Aufenthalt in der Natur, die Menschen (und Tiere) die man trifft und die ganzen Erlebnisse machen eigentlich den ganzen Reiz aus und entschädigen vollends für die Energie die man aufwendet um zu den diversen Fundpunkten zu gelangen.

So fuhren meine Frau und ich zu Pfingsten wieder einmal nach Spitz a. d. Donau. Ziel war diesmal das alte Sulfid-Abbaugebiet im oberen Mosinggraben weit oberhalb von Weißenkirchen. Eigentlich wollte ich dort nach Dravit in Pegmatitmatrix oder Prehnit Ausschau halten, bis auf Phlogopit konnte ich aber nichts finden. Ein wunderschöner verträumter Wald mit dem fast verfallenen Mosinghof inmitten machte aber alle "Nichtfunde" wieder wett.
Nachher fuhren wir noch nach St. Michael bei Spitz, weil ein Kollege dort oben auf der Ostflanke des Michaelerbergs schöne Grossulare gefunden hat. Leider war zu Pfingsten dort alles schon sehr verwachsen, der Kollege hatte die Funde im Winter gemacht. Trotzdem konnten wir uns dort an einer faszinierenden Insektenfauna erfreuen.

Das Ziel im Sommerurlaub war heuer das Gasteinertal. Es war rundum alles perfekt - nur eben habe ich keinerlei Mineralien gefunden. Wie ich im vorigen Beitrag schon geschrieben habe, sind die mineralogisch besten Zeiten im Gasteinertal leider schon lang vorbei. Wir hatten ein wunderschönes Appartement in Bad Hofgastein, gleich gegenüber befindet sich das Mineralienmuseum "Haus der Kristalle". Nur war dieses wegen des Ablebens des Initiators und rührigen Sammlers Fritz Petutschnig leider seit kurzem dauerhaft geschlossen. Nachfolger findet sich keiner, der Sohn des Verstorbenen kann mit Mineralien leider nichts anfangen. 
Am ersten Tag haben wir den Alten Böckwald oder Gewerkenwald begangen bis zur Haitzinger Alm.
Albert Strasser hat dort wie folgt beschrieben:
Beim Winkler Bergwerk zersetzter mürber Gneis mit vielen Hohlräumen m. Anatas, Laumontit, Synchisit, Rutil, Apatit, Fluorit, Heulandit, Brookit, Bertrandit.
Bis auf eine wunderschöne Tour mit fast 600 Höhenmeter Aufstieg Richtung Hyronimus Berghaus und Kniebeißgraben - nichts gefunden. Kein mürber Gneis nirgendwo. Am Rückweg haben wir dafür noch dem ehemaligen und jetzt verfallenen Berggasthof Alraune einen Besuch abgestattet und sind bei der Astenalm auf ein Getränk eingekehrt.

Habe im Urlaub dann noch den Franz Bauer vom Gasteiner Mineralienverein getroffen. Der hat mir gesagt, dass dieser Gneis, den Strasser beschrieben hat, gleich unten in den Hängen hinter dem Kraftwerk Böckstein aufgeschlossen ist, also ganz woanders. Als profunder Kenner der Gegend hat er mir auch gesagt, dass die Aquamarin-Funde bei der Alraune (und auch bei den Eckelgruben) eigentlich nur reine Zufallsfunde waren. Der von mir gesuchte Siglitzgneis, welcher die Matrix der Aquamarine darstellt, ist nämlich bei den mächtigen Felswänden dort nicht aufgeschlossen. Dafür zeigte er mir noch die umfangreiche Sammlung von Gasteiner Mineralien, welche in einem uralten Bauernhaus namens Ullmannlehen zwischen Böckstein und Badgastein untergebracht ist und hat mir sehr gute Tipps für die Gasteiner Gegend gegeben.
Weitere Ausflüge führten uns noch nach Sportgastein und ins Angertal. In Sportgastein ist der einzig lohnende Punkt noch das hinterste Weißenbachtal schon im Kernzonengebiet (das möchte ich auch in der nächsten Zeit besuchen) und bei der Knappenwelt im Angertal gab es nur Plattenschlacke ohne jegliche Schlackenmineralien drinnen. Aber wie schon vorher öfters erwähnt - es war vollkommen egal ;-)

Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Im Anlauftal waren wir auch und dort habe ich auch etwas gefunden. Da vorher sehr starke Regenfälle dort abgingen, war der Anlaufbach sehr vermurt und so konnte ich ein abgerolltes Stück mit kleinen roten Granaten im Schlamm dort finden. Eigentlich wollten wir ganz ins hinterste Anlauftal mindestens bis zur Oberen Radeckalm gehen, doch bekamen wir beim Hinweg noch die Ausläufer des heurigen Jahrhundertunwetters "Derecho" vom 18. August voll ab und mussten vollkommen durchnässt wieder den Rückweg antreten.

Der absolute Höhepunkt des heurigen Sammeljahrs war wieder einmal der Mölltaler Gletscher Anfang September. Wieder vom Judenburger Mineralienverein perfekt organisiert waren wir diesmal zu zwölft. Der Stützpunkt für unseren dreitägigen Aufenthalt war natürlich wieder das Weißseehaus. Die Fam. Zraunig hat sich wieder mit ihrer typisch familiären Gastfreundschaft bestens um unser Wohl gekümmert. Die wie im Vorjahr autolose Anreise auf den Gletscher einen Tag früher gestaltete sich heuer ein bißchen schwieriger, da die Fahrtzeiten des Wanderbusses von Mallnitz nicht mit den letzten Bergfahrten der Gletscherbahn abgestimmt sind. Durch das wunderbare Service des Bahnhof-Shuttle Kärnten konnte ich die letzte Bergfahrt bestens erreichen. Und das viel günstiger als ein Taxi.
Nachdem am kommenden Tag dann die Gruppe oben eingetroffen ist, sind wir mit der Eisseebahn gleich rauf zur "Insel" die u. a. für ihre Goldvererzungen bekannt ist. Leider war ein Teil der "Insel" an diesem Tag gesperrt (und zwar genau der mit den Goldvererzungen), da eine durch das wegschmelzende Eis instabile Liftstütze repariert werden musste und der Aufenthalt auf der Insel zu gefährlich war, weil oben in den Steilhängen ein Bagger positioniert war. Das gesamte Gebiet war aber davon nicht betroffen, die Gruppe teilte sich auf und wir konnten unserer Sammeltätigkeit dennoch nachgehen. Ich hatte dort die Ehre Dietmar J. kennenzulernen, ein professioneller Mineraloge aus dem Umfeld des Universalmuseums Joanneum in Graz von dem ich bereits mehrere Publikationen kannte. Weiters ist er im Vorstand des Steir. Mineralienvereins VSTM, bei dem ich auch Mitglied bin. So suchten wir am ersten Tag bei besten Wetterbedingungen den unteren Gletscherrand ab und konnten auch schon einige Funde tätigen. Auf den Schareckabhängen ist teilweise Marmor aufgeschlossen und liegt in grossen Blöcken bei den Gletscherresten herum, tw. mit Fuchsit drauf.

Am Tag 2 war es dann soweit. Die Strabeleben Baue standen heute am Programm. Während die meisten wieder auf der Suche nach Bergkristallen waren, machten sich Dietmar und ich gemeinsam mit einer geschätzten Kärntner Sammlerin welche ich schon von der Fleißtal-Exkursion kannte, in Richtung Duisburger Hütte auf. Nachdem man eine anstrengende Blockhalde gemeistert hat, ist man auch schon dort. Es erwarten einem ausgedehnte Halden. Es gibt auch einen Stollen der zwar befahrbar aber ziemlich naß ist. 
Das meiste auf der Strabeleben ist schöner Siderit mit kleinen Nadelquarzen, mitunter ist Chalkophanit oder Chalkopyrit drinnen. Ich habe nach der Aufarbeitung zusätzlich noch Malachit, einen perfekten Sphalerit x und den von dort typischen Bleiglanz mit Schwefelanflügen und Anglesit gefunden. Alles natürlich nur in mikroskopischen Dimensionen ;-)
Am mittleren Nachmittag wurde das Wetter dann schlechter, also ab in die Duisburger Hütte auf 1-2 Bier. Hab dort noch mit einer netten jungen Wanderin aus dem Gasteiner Kötschachtal gequatscht, die eine Rundtour von Sportgastein aus über das Niedersachsenhaus - Schareck - Duisburger Hütte - über den Feldsee zur Hagenerhütte und retour nach Sportgastein gemacht hat. Beeindruckend.  
Der Rückweg zum Weißseehaus war dann schon teilweise im strömenden Regen aber mit einem sehr guten Gefühl. Am Abend gab es noch eine ausgelassene "Fundparty" am Weißseehaus bis spät in die Nacht, die anderen Teilnehmer hatten natürlich wieder prächtige Bergkristalle gefunden.

Am Tag 3 hat ein lieber Exkursionsteilnehmer noch im Schutt der ehemaligen Amethystfundstelle noch 2 Spitzerl gefunden, die anderen und ich sind nochmals rauf zur mittlerweile nicht mehr gesperrten "Insel", haben aber nichts weltbewegendes mehr gefunden.

Das war es im großen und ganzen mit dem Fundjahr 22, für 2023 habe ich wieder einiges vor. Ich wünsche euch einen schönen Jahreswechsel.

Glück Auf
Peter