Leogang in Salzburg Teil 2 ⚒

Ich habe es nun endlich geschafft, den zweiten Teil unserer mineralogischen Reise nach Leogang im Salzburger Pinzgau fertigzustellen. Diese führt uns zu weiteren Fundpunkten im Raum Saalfelden/Leogang und zum liebevoll gestalteten Mineralienmuseum direkt im Ortskern von Leogang.

Untertage mit Heribert im Schurfbau vom Bergbau Vogelhalt.

Erfolgreiche Aragonitsuche im Vierzehner Graben bei Hütten/Leogang

Gediegen Kupfer mit Aragonit aus der Fahlerz-Bornit-Zone des Christophstollen.

der stark verklauste Vierzehnergraben mit meiner Wenigkeit auf einem Archivfoto aus dem Jahr 2013.

Das begehbare Naturdenkmal Kaseregg Grotte beim Zwieselegggraben nördlich von Maria Alm bei Saalfelden.

Der Schurfbau Vogelhalt in der Außenansicht.

das erst 2004 beschriebene Kupfer-Arsentat-Sulfat Leogangit, ein Typmineral vom Bergbau Vogelhalt.

kommt dort oft vor: Cinnabarit (Zinnober) aus dem Quecksilber-Silber Bergbau Vogelhalt

die legendäre Jägermeister-Hütte, an der man vorbei muss, wenn man zum ehemaligen Magnesit Bergbau Inschlagalm will.

Tagbau des Magnesitbergbaus Inschlagalm

Zwei Jahre nach Erscheinen des ersten Teils meiner Leogang Serie, ist im Regional TV Salzburg ein guter Beitrag über das Bergbaugebiet Leogang erschienen, welchen man HIER erreichen kann. 

Falls ihr mal in der Gegend seid, ist das Mineralienmuseum von Franz Bründl empfehlenswert. Dort kann man unter anderem 1700 verschiedene Schätze aus Leogang und Umgebung besichtigen und in einem eigens eingerichteten Verkaufsraum einige Stücke aus der Gegend erwerben.
Wenn ihr vorbeischauen wollt, bitte vorher anrufen: +43 (0) 664 5940415. Das Mineralienmuseum befindet sich in Leogang im Ort, Sonnrain 61 neben dem Schwimmbad.

Ich selbst kenne ja den Franz schon seit meinen ersten Besuchen in Leogang 2012/13 und habe von ihm neben einigen guten Kostproben von Schnapserl aus der Region auch sehr gute Tipps zum Mineraliensuchen in Leogang erhalten.So haben wir uns einmal über die Aragonitfunde in der Gegend unterhalten. Es hat ja nicht nur untertage in der Schwarzleo schöne Aragonite (dort auch in Paragenese mit gediegenem Kupfer, siehe auch das Bild rechts) gegeben, sondern auch als Halden- bzw. Bachfunde im Bereich Maria Alm, östlich von Saalfelden. Da hat er mich gefragt, ob ich denn den "Vierzehner Graben" schon kenne. Als ich verneinte, hat er mir gleich eine genaue Beschreibung gegeben. Er liegt im westlich gelegenen Ortsteil Hütten genau gegenüber vom Eingang ins Schwarzleotal, also den Leoganger Steinbergen zugewandt.

Da unser Quartier auch gleich in Hütten war, hatten wir es nicht weit zu dieser Fundstelle. Nach der Bahnunterquerung beginnt eigentlich schon das Fundgebiet - das gesamte Bachbett des Hinterrettenbachs, der als wir dort waren, kein Wasser führte. Weglos geht es über Verklausungen und ziemlich "naturbelassen" immer weiter hinauf. Dafür wird man weiter oben mit sehr schönen Aragoniten belohnt. Ein vergleichbares Aragonit-Vorkommen gibt es lt. Albert Strasser - Die Minerale Salzburgs auch im nächsten östlich gelegenen Reitergraben.

Weitere Aragonit-Fundpunkte befinden sich ja auch bei Maria Alm südöstlich von Saalfelden. Wir entschieden uns damals für den Krallerbach bei dem man überall am Bachbett  Aragonite finden kann. Ebenfalls eine sehr schöne Wanderung, die uns bis zur Kaseregg Grotte mit den interessanten zwischeneiszeitlich gebildeten Breccien beim Zwieselegggraben führte. Leider war uns hier das Fundglück nicht so hold. Ein weiteres Aragonit Vorkommen soll sich südlich von Saalfelden bei Gerling befinden. Das habe ich aber noch nicht besucht.

Weiters möchte ich hier noch von den Erlebnissen mit meinem Leobner Sammlerkollegen Heribert (Herzibert ;-) erzählen. Wir hatten damals im Rahmen eines Leogang Aufenthalts die Abmachung, dass er mir den alten Quecksilber-Silberbergbau Vogelhalt zeigt, den ich bei meinem allerersten Aufenthalt nicht gefunden habe. Im Gegenzug würde ich ihm die alten Magnesitbergbaue auf der Inschlagalm zeigen, welche ja beide am orographisch linken Gehänge gegenüber dem Schwarzleorevier liegen.

Es gibt halt gewisse Fundstellen, meistens im Wald, die sind auch von Sammlern welche schon einmal dort waren, sehr schwer zu finden. Mir fällt hierzu auch die Feistritzer Alm am Karnischen Hauptkamm, schon auf italienischem Staatsgebiet, ein. Da hatte unsere damalige Gruppe trotz vorhandener GPS-Daten ein ähnliches Erlebnis. Aber irgendwann findet man den Aufschluss oder den Fundpunkt schon.
So auch bei der Vogelhalt - wir sind halt von oben gekommen, statt von unten ;-) Aber dann haben wir schon den noch zugänglichen Schurfbau in 1215 m SH am Fuß einer kleinen Wandstufe gesehen. Aus diesem Schurfbau stammen die meisten jüngeren Mineralfunde, wie vor allem erzgebundene Mineralien wie Cinnabarit und Quecksilber aber auch Sekundärbildungen wie Malachit, Brochantit, Devillin, Olivenit, Posnjakit, Cinnabarit, Gips, etc.
Die anderen Stollen, wie der Thomasstollen und der Johannesstollen sind verbrochen bzw. nur mehr durch eine Mundlochpinge erkennbar.

Eine Sonderstellung unter den Mineralien von der Vogelhalt nimmt das erst 2004 beschriebene Kupfer-Arsenat-Sulfat Leongangit ein. Von diesem Mineral sind sogar zwei Typfundstellen gelistet. Zuerst wurde 1959 von Albert Strasser an einem Erzhaufen an einer Böschung am Weg in Richtung Inschlagalm und Vogelhalte ein Tirolit-ähnliches Mineral gefunden, welches sich später als Leogangit herausstellte. Die zweite Leogangit Holotyp-Stufe wurde 1984 auf der kleinen Halde des Maria Heimsuchungsstollens, also in den westlichsten Grubengebäuden des Schwarzleoreviers, von Rainer Mrazek aufgesammelt.

Die Ausbildung des Leogangits ist recht unterschiedlich und vielseitig. Die lattigen intensiv türkisen bis blaugrünen Kristalle sind meist vorne zugespitzt. Kleinere Individuen können auch rechteckige Täfelchen mit oder ohne abgeschrägten Ecken bilden. Leogangit Kristallaggregate sind auch rosettenförmig, buchförmig aufgeblättert, wirrstrahlig rasenbildend oder kugelig verwachsen. Auch im oben erwähnten Schurfbau wurde Leogangit gar nicht mal so selten aufgefunden, heute kann man ihn möglicherweise beim Umgraben der Halden im Vogelhalt Revier noch finden.
Mittlerweile ist in der kurzen Zeit seit der Erstbeschreibung Leogangit von mehreren Fundstellen bekannt geworden. Erstaunlich bleibt aber doch, dass ein so ein auffälliges und gut ausgebildetes Mineral so lange übersehen und erst 2004 zum ersten Mal beschrieben wurde.

Weiter ging es dann wie versprochen zum ehemaligen Magnesit-Bergbau Inschlagalm. Auf dieses 4. Revier des Leoganger Bergbaubezirks bin ich aber schon im ersten Teil eingegangen. Erwähnenswert ist noch die ehemalige Betriebsbaracke bei der man unweigerlich vorbeikommt wenn man zur Inschlagalm geht. Diese wird seit 2015 als Almhütte unter der Bezeichnung Jägermeisterhütte genutzt. 

Herzliches Glück Auf ⚒

Literaturtipps:

Der Bergbau zu Leogang mit seiner Geschichte und seinen Mineralien
Autor: Rolf Poeverlein
St. Peter, A-5020 Salzburg, 2015
ISBN: 9783900173775
351 Seiten
Preis: EUR 39,90,-
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Die Minerale Salzburgs
Autor: Albert Strasser, 1989
346 Seiten
Preis: EUR 42,-
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